Werdegang
Ich wurde in Birkigt, einem Örtchen zwischen Freital und Dresden, geboren. Ländliche Tradition mit kaltem Wasser, Waschhaus und Plumpsklo, wechselnden Tieren und viel Natur, aber ohne erkennbare Talente...
Allerdings war unsere Dorfschullehrerin Lilo Spranger von meiner Sopranstimme derart angetan, dass sie nach zwei Jahren meine Mutter soweit hatte,mich in den Dresdner Kreuzchor zu geben- für mich das “Tor zur Welt”,
wenngleich mir im Internat die Einsamkeit in der Natur fehlte. Kreuzkantor Mauersbergers Sekretärin (und Texterin seiner Chorkompositionen) E.H. Hofmann lieh mir Albert Schweitzers “Zwischen Wasser und Urwald”. Von da an ahnte ich, welche Richtung mein Leben nehmen könnte...
Ganz auf mich gestellt floh ich 1955 nach Aachen, wo ich vormittags das Couvengymnasium und hernach bis Mitternacht im Lehrlingsheim Wichernhaus, in dem ich auch wohnte, Küchen- und Schliessdienst absolvierte.
Nach dem Abi begann 1957 das Medizinstudium in Tübingen. Während der Ferien durfte ich als Skelettrestaurator am Anthropologischen Institut arbeiten, was mir alsbald die Möglichkeit der Dissertation bei Prof. Sophie Ehrhardt einbrachte.
Ab 1961 parallel Studium an der Staatlichen Musikhochschule Stuttgart.
Nach dem med. Staatsexamen auf Vorschlag von 4 Medizin-Professoren Stipendium der VW- Stiftung für Zweitstudien- ab 1963 Philosophie und Theologie, ebenfalls in Tübingen. Ein besonderes Verhältnis bestand zu Ernst Bloch, der mich oft zu sich lud, um über Musik und andere seiner Interessen zu diskutieren. Walter Schulz hatte mich als Doktoranden akzeptiert, da ihn der philosophische Nachlass Schweitzers ebenso interessierte wie mich.
Die von den 68-ern verursachten Imponderabilien, die damals das universitäre Leben zunehmend dominierten einerseits und das Ausbleiben finanzieller Unterstützung für die Fortführung der Arbeit am philosophischen Nachlass Schweitzers in Zürich andererseits liess andere Notwendigkeiten in den Vordergrund treten: Engagements durch Wort und Musik für Friedensforschung, Leprakrankenhaus in Afrika und Behindertenförderung Neckar-Alb.
Pure Geldnot befahl mir schliesslich, ein paar Monate Medizinaldienst-Zeit abzuleisten, die ich in der Uni-Augenklinik begann, wo ich als Student und Famulus offenbar nicht den schlechtesten Eindruck hinterlassen hatte: am Ende machte der neue Chef Naumann die verführerische Andeutung, angesichts vieler Bewerbungen um eine Assi- Stelle sei nur eine einzige vakant…Bis heute habe ich nicht bereut, diesen Wink des Schicksals offensichtlich richtig gedeutet zu haben!